Die Jagd nach dem „Schweinchen“
Boule Der Sportverein in Neuses hat eine neue Abteilung
NEUSES. Von wegen „ruhige Kugel schieben“. Erst einmal muss hart gearbeitet werden. Mithilfe mehrerer Mitarbeiter des Bauhofes Eggolsheim und einiger Mitglieder des Sportclubs Neuses an der Regnitz entstehen in den frühen Morgenstunden zwei provisorische Spielfelder. Erst werden die Holzumrandungen im Pflaster des Parkplatzes verankert und sorgen so für die nötige Stabilität. Darunter liegt eine Teichvliesfolie. Dann bringen Francois Gaborieau, Michael Tuffner und Gerhard Mohnlein als ehrenamtliche Helfer den mitgelieferten Split aus. Robert Schmitt und seine „Tennis-Senioren“ kümmern sich hernach mit einer Walze auch um die Feinarbeit.
Nach drei Stunden schweißtreibender Tätigkeit sind die beiden zwölf mal zwei Meter großen Bahnen fertig. Auch ein Schild mit den Spielregeln steht. Ab sofort kann auf dem Sportgelände in „Neuses an der Seine“ das französische Boule (Pétanque) gespielt werden. Die Anlage steht täglich allen Besuchern (9-22 Uhr) offen, wobei Mitglieder des Sportclubs Vorrecht genießen. Ab dem 4. Juni findet jeden Dienstag von 16-20 Uhr ein Training mit Anleitung/Einführung durch den Trainer statt, bei welchem auch Noch-Nicht-Vereinsmitglieder willkommen sind. „Es werden einige Sätze Kugeln vorgehalten. Aber wer will, kann auch die eigenen mitbringen“.
„Sonst müsste man immer bis nach Bamberg oder Fürth fahren“. Der Motor des Ganzen und der neue Abteilungsleiter ist Peter Riedel aus Eggolsheim. Er macht sich sogar die Mühe, den Split noch einmal durchzusieben, damit die Kugeln auf einer glatteren Oberfläche besser laufen. Nun hat die DJK SC Neuses neben Fußball, Tennis, Gymnastik und Karate auch Petanque im Angebot. Freilich kommt die Begeisterung für die Kugel nicht aus dem Nichts. Schließlich haben sich die Tennis-Senioren schon vor etwa 15 Jahren aus Sand und alten Holzschwellen eine Boccia-Bahn am Rande des Geländes gebaut. Da spielen sie dann immer Gaudi-Wettkämpfe Dicke gegen Dünne, Bärtige gegen welche ohne Bart oder Eggolsheimer gegen Neuseser.
Im nächsten Jahr sollen vier bis fünf breitere, wettkampftaugliche Bahnen für Boule und Pétanque entstehen, die dann die jetzt errichteten Provisorien ablösen sollen. Sogar an ein Flutlicht ist gedacht. Den Platz dafür hat der DJK-Vorsitzende Peter Roppelt auch schon: Eine Rasenfläche zwischen Fußballplätzen und Tennis-Courts, die von Bäumen gesäumt wird. Es sind die Bäume, von denen man einen bei jedem Aufstieg gepflanzt hat. „Sie sollen natürlich stehen bleiben“. Wenn sie noch weiter wachsen, gibt es darunter ein schattiges Plätzchen. Genau richtig für stundenlange Boule-Duelle. Die jetzt errichteten Provisorien könnten dann als Übungsbahnen erhalten bleiben. „Ich werde noch meterweise Markierungen anbringen“. Dann kann man noch genauer werfen.
Denn Peter Riedel möchte neben Freizeitspielern, auch ehrgeizige Sportler anlocken und ausbilden, die dann auch wettkampfmäßig das „Schweinchen“ jagen. Jene kleine Kugel, die im Deutschen ganz profan „Zielkugel“ heißt. „Wenn sich genügende Interessenten finden, könnten wir an der Kreisklasse und lizenzpflichtigen Turnieren teilnehmen“. Doch erst einmal gilt es, den Sport in Eggolsheim und Umgebung bekannter zu machen. Dafür hat Peter Riedel sogar seinen Trainerschein gemacht. Er schwärmt von den gesundheitlichen und sozialen Vorteilen der Freiluft-Sportart. Fitness und Geselligkeit sind die Stichworte.
Gleich am ersten Abend wird die neue Sportanlage eingeweiht. Dazu hat Peter Riedels französische Ehefrau Sophie ganz standesgemäß einen Rührkuchen mitgebracht, der aus vier gleich großen Mengen Mehl, Zucker, Eier und Butter gemacht wird und deshalb „Quatre-quarts“ heißt. Nur Rotwein gibt es nicht. „Das ist ein Präzisionssport. Da muss man wachsam sein“. Zumal Peter Riedel auch an den jungen Boule-Nachwuchs denkt. Außerdem gibt er gleich einen Crash-Kurs in Regelkunde für die Tennis-Senioren des SC Neuses: man steht mit beiden Füßen in einem Abwurfkreis; wirft die Metallkugeln mit dem Handrücken nach oben; darf die Bande mit den Kugeln nicht berühren…
Dass es ein Sport für jedes Alter ist, beweisen zwei 86-jährige Tennis-Haudegen, die noch immer an der Meden-Runde teilnehmen: Alfons Roppelt und Franz Amann. Sie haben selbst mit den Eisenkugeln auf der unebenen Oberfläche das richtige Ballgefühl. Aber auch die anderen Besucher wie Walter Götz, Fritz Sitzmann, Friedrich Bekaan oder Manfred Dirmeier haben ihren Spaß. Das könnte jetzt öfters der Fall sein, wenn hier Freunde des Boule-Sports eine ruhige Kugel schieben.
Beitrag und Bilder vom Bericht die Jagd nach den Schweinchen von UDO GÜLDNER
Weitere Infos bei Peter Riedel unter Tel. 09545-440610 oder unter www.scneuses.de